Alle guten Dinge sind drei- Happy Khmer New Year

Wer denkt, das chinesische Neujahr wäre für uns ein krasser Start ins neue Jahr gewesen, der darf nun die Luft anhalten. Die Khmer feiern ihr Neujahr wie ihre Hochzeiten: 3 Tage lang und mit viel Lebensfreude. Warum gerade alle anderen an diesen drei Tagen sich so verrückt aufgeführt haben, ist mir bis heute jedoch ein Rätsel .

Samstag 14.04.2018

2:00 Uhr morgens: Ich erwache von lautem Bellen und Knurren und den Rufen eines betrunkenen Passanten. Da wir jede Nacht das Tor schliessen, sind „unsere“ Hunde sicher, falls andere Hunde in der Nacht entscheiden einen Bandenkrieg zu starten. Dieses Mal ist es aber anders. Ich höre wie ein Mann immer wieder betrunken zu den Hunden ruft, sie sollen still sein. Ich will gerade aufstehen, da wird es abrupt still. Kurz überlege ich mir doch aufzustehen, dann rufe ich die Erlebnisse des vorherigen Tages in mir auf; Freitag der 13. Bösartige Gäste bei denen alles, was nur irgendwie schiefgehen kann, schief geht, wie Stephen sich beim Torschliessen selbst kurz K.O. schlägt und zum Schluss ein Glücksgecko, der von Goji brutal in der Küche zerfleischt wird bis nur noch ein kleiner lebloser Kopf mit Kugelaugen übrig bleibt. Ich schaudere und ziehe die Decke höher und entscheide mich für heute genug erlebt zu haben.

Am morgen  erzählt uns der Besitzer, dass er, anders als ich, sofort  nachschauen ging und sah wie jener betrunkene Passant das Tor öffnete, „unseren“ Hunden fuchtelnd und fluchend hinterher rannte, während andere Hunde draussen tobten und am Ende in den Teich gefallen sei und sich seinen Kopf anschlug.  Darum wurde es plötzlich so still. Aber es gehe ihm gut. Danach habe er sich wieder gefangen und sei zu seiner eigenen Unterkunft gegangen.

Sonntag 15.04.2018

3:00 Uhr morgens: „Du du du du du du“ Ich erwache von dem merkwürdigsten Klang, den man sich für eine Haustürklingel nur irgendwie entscheiden kann. Kurz darauf ertönt das schrille Klingeln des Manager-Telefons. Benommen setzt sich Stephen neben mir auf und sucht nach dem Krach im Dunkeln. „Du du du du duuuu!“ ertönt die Klingel von Neuem. Es hört nicht auf. Ich seufze und stolpere schläfrig aus dem Bett. Als ich die Tür öffne und auf den Balkon trete, sehe ich meine Chefin mit zwei Nachbaren stehen, die einen weiteren Betrunkenen untersuchen. Stephen und ich kommen in den Hof als sie uns fragt: „Kennt ihr den?“. Ich reibe meine Augen und schaue mir den kleinen Mann unter dem Schein einer schwachen Strassenlaterne genauer an. Er taumelt und murmelt immer wieder „Pavl.. paveel.. Pavl.“ Ich erkenne Pavel, einen unserer russischen Gäste, und fasse ihn sanft an seiner Schulter, bevor er mir davon stolpert. Dann frage ich ihn, ob es ihm gut geht. Er sieht mich verstört an und murmelt auf Russisch „Nein. Mir geht es nicht gut. Ich liebe Sie!“ und schon bin ich in einer schwitzigen Umarmung gefangen. Er lässt schliesslich los und ich drehe mich zu den anderen um: „Ja, der wohnt hier…“. Als ich ihn, selbst noch benommen, frage, wie viele Bungalows es hat, anstatt ob er sein eigenes findet, läuft er schon wie ein kleiner Zombie im Zickzack davon. Die Chefin erzählt uns,  wie sie ihre Nachbaren zu Besuch hatte und diese beim Tor am verabschieden war, als plötzlich fünf Chinesen aufgetaucht sind. Diese fingen an Sturm zu läuten, während sie ihnen erklärt hat, dass man um diese Uhrzeit nicht einchecken kann. Sie wurde weiter ignoriert, obwohl zumindest einige gut Englisch sprachen, bis wir beide wach wurden. In dem Moment tauchte Pavel hinter dem Tor auf, der unfähig war sich als Gast zu identifizieren, aber freundlich genug war, die Herde Chinesen hereinzubeten. Diese fingen an mit zwei Handys auf unsere Nummer anzurufen und läuteten, die Chefin immer noch ignorierend, weiter Sturm. Als Stephen und ich schliesslich auf den Balkon traten, hatten die Nachbaren geholfen die Fünf wegzuschicken und waren dabei herauszufinden, ob Pavel, wie jener Herr gestern, vor hat mit den Fischen schwimmen zu gehen.

Montag 16.04.2018

Stephen und ich fahren mit dem Roller nach Sihanoukville, um für die kommende Woche einzukaufen. Währenddem feiern die Khmer friedlich den dritten Tag des neuen Jahres. Viele lokale Geschäfte sind geschlossen und man sieht ganze Familien zusammensitzen, laut Musik hören und riesige Festmäler teilen. Manche bespritzen sich gegenseitig und internationale Passanten mit Wasserkübeln und Wasserpistolen. Sie tanzen und lachen auf der Strasse, jung und alt. Gemeinsam machen sie Ausflüge, oder gehen zu Festen in die Pagoda, wo sie alle zusammen die Buddha Statuen putzen.

Als wir mit unseren Einkäufen zurück sind, kommt ein kleiner Lastwagen mit Trinkwasser. Der junge Mann strahlt und fängt an sieben grosse Kanister in die Küche zu tragen. Wir helfen ihm beim Tragen, während er von Spielen erzählt, die er mit der Familie über die Feiertage gemacht hat. Die Lieferung ist drei Tage zu spät, aber er ist so fröhlich, ich erwähne das nicht.

Es war äusserst interessant drei mal so dicht hintereinander Neujahr zu feiern. Einmal leise zu zweit im verschlafenen Luang Prabang in Laos, einmal verloren und verregnet, spontan obdachlos auf der Couch mit einem Welpen und drei Fremden und einmal als Manager, sich mit Gästen rumschlagend und über die Kultur der Einheimischen lernend. Da wir nun wirklich alle ins neue Jahr gerutscht sind, kann das neue Jahr richtig losgehen, was es wohl noch so alles bringt?

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