Auf die Plätze, fertig, Laos!

„Es ist so kalt…“ jammere ich um 6:00 Uhr unter der Bettdecke hervor. Trotz meines neuen flauschigen Kinderpyjamas, welches ich letztens auf dem Wochenmarkt eher schlecht ermärtet habe, friere ich bis auf die Knochen. Kühle 10 Grad sind es heute Morgen und die Sonne geht erst in einer Stunde auf. Irgendwie schleppe ich mich aus dem Bett und fange an zu packen. Unsere Sachen sind chaotisch im Zimmer verteilt. Jedes Mal trifft mich fast der Schlag, doch so viele Sachen besitzen wir ja gar nicht und so sind wir bald fertig. „Hast du den Pikachu jetzt ernsthaft eingepackt?“ Fragt mich Stephen und hebt eine Augenbraue. Ich blicke stolz auf meinen randvollgestopften Rucksack. Oben aus dem Deckel schaut ein kleines, zerdrücktes gelbes Zick-Zack-Schwänzchen raus. Ich nicke. Natürlich kommt das Pokémon mit, Stephen hat es erst gerade auf dem Rummelplatz für mich gewonnen.

Wir sitzen ein letztes Mal draussen im Garten der Cave Bar und essen unser Fried Rice, welches Fai gestern in liebevoller Prozedur sieben Jahre, drei Monate und zwei Wochen lang für uns gekocht hat. „Den kleinen Ahm werden wir bestimmt vermissen“, seufze ich und denke an den gestrigen Abend, als er mein Handy klaute und auf meinem Schoss Lego-Videos schaute.

Um 7:00 Uhr fährt ein gelbes Tuk Tuk die Strasse auf und wieder ab. In dieser Gegend gibt es kaum Taxis, schon gar nicht um diese Uhrzeit! Wir springen also mit unserem Gepäck auf die Strasse und winken dem gelben Gefährt hinterher. Booja und Zero, die beiden Haushunde, springen aufgeregt mit uns darauf zu. Das Taxi hält an und ein kleiner Mann steigt aus. Er ist auch etwas aufgeregt und lächelt. Wir interpretieren sein gebrochenes Englisch so, dass er noch eine weitere Person mit zur Bushaltestelle fahren wird. Er rennt auf die andere Strassenseite und ruft immer wieder freundlich aber fordernd zu einem älteren Herrn „Come! We go.. COME“ . Als wir alle komplett sind, verlassen wir die Cave Bar, die fast ein wenig ein Zuhause für uns wurde und mit einem letzten Hundeblick verschwindet auch Booja aus unserem Blickfeld.

Unten im Dorf warten wir auf einen Bus nach Fang. Zumindest hoffen wir, dass demnächst ein Bus fährt, denn der Fahrplan ist in Thai geschrieben und unser „hallo“ und „danke“ reicht dafür nicht aus. Puppha hatte aber recht, nach einer halben Stunde taucht ein grosser, alter Bus auf und wir steigen ein. Für 2 Franken fahren wir anderthalb Stunden durch das ewiglange Tal. Als wir dort ankommen scheint es keinen Bus mehr zu geben und eine Thaifrau mit blonden Locken erzählt uns, dass wir in 45 Minuten ein Tuk Tuk mit anderen Reisenden zu einer anderen Stadt nehmen können und dort weiter einen Bus nach Chiang Rai nehmen sollen. „Das könnte knapp werden“ denke ich als ein feingekleideter junger Mann mit ausgesprochen gutem Englisch mir erzählt, dass er Angst hat seinen Flug zu verpassen. Er schlägt vor uns ein Taxi zu teilen. Auch wir haben in 2 Stunden einen fixen Termin. Der Stray Bus fährt um 12:30 in Chiang Rai ab und wenn wir den verpassen, kommt der nächste erst nach dem Ablaufen unseres Visums. Und das kann teuer werden! Ziemlich hektisch willigen wir ein, Stephen rennt zur nächsten Tankstelle, um noch einmal Baht abzuheben, während ich gleichzeitig schwitze und Fotos von einer Hochzeit gezeigt bekomme. „This is me and the bride. This is me and the garden. This is me and the flowers. This is just me. “ Ich nicke freundlich.. “By the way I work at the airport in Bangkok. I love to travel. Where are you from?” “Switzerland” antworte ich knapp und hoffe, dass bei Stephen alles klappt. “Oh I love hiking. This is me and the mountain. This is me and…” “HEY!” Stephen ist wieder da, wir steigen alle drei zackig ein und fahren los.

Der gesprächige Mann fährt vorne mit dem Taxifahrer und Stephen, Pikachu und ich hinten auf der Abglagefläche. Mit unseren Rucksäcken machen wir es uns gemütlich und legen auch unsere Füsse auf die Bank. Nach einer Weile Kurven fahren (definitiv angenehmer auf dem Motorrad!) halten wir bei einer Polizeikontrolle. Vier uniformierte Männer laufen langsam auf uns zu. Doch plötzlich fangen sie alle an zu lachen und einer macht sogar ein Foto von uns mit seinem Smartphone. Vermutlich sehen wir schon recht lustig aus mit dem ganzen Gepäck, den bunten Kleidern und unseren Socken. Meine Einhornsocken toppt nichts und auch Stephen hatte genau heute meine Blümchensocken ausgeliehen, da alle anderen Kleider noch nicht ganz trocken sind. Sie fragen etwas, was wir nicht verstehen und wir geben einem der Männer unsere Pässe. Er blickt kurz in beide, macht ein paar Kommentare zu einem der Fotos und gibt uns die Pässe zurück. Die Polizisten verabschieden sich und drehen sich um. Während wir diese Erfahrung kommentieren, sehen wir noch wie einer der Männer dem anderen in den Hintern kneift. Wir fangen an zu lachen und das Taxi fährt weiter. Als die Männer langsam kleiner werden, stehen sie wieder in Reih und Glied beim Wachposten und winken uns lachend hinterher.koniglichefuesse

Beim Bus Terminal 2 lässt der Taxifahrer uns raus und der junge Mann nebendran verabschiedet sich, auch nach dieser langen Fahrt noch munter, freudig von uns. Wir sind uns nicht sicher, ob wir am richtigen Ort sind und das App für den Stray Bus funktioniert auch nicht mehr und so halten wir Ausschau nach anderen Falangs. (der Falang = „Mensch mit grosser Nase“, Europäer, Amerikaner, Australier etc.). Heimlich schliessen wir uns einer Gruppe an und hoffen, dass sie auf den selben Bus warten. Es stellt sich heraus, dass sie nicht auf den selben Bus warten, doch der Stray findet uns schliesslich doch.

Ich setzte mich neben eine junge Frau mit roten Haaren. „Ein Artgenosse!“ Freue ich mich während die restlichen sieben Reisenden sich vorstellen und ich sogleich alle Namen wieder vergesse. Die Gruppe besteht aus zwei Neuseeländern in den Flitterwochen, einem lustigen Briten, zwei aufgestellten Australiern, einer drolligen Holländerin und der besagten Rothaarigen aus Schweden.

Eingestellt auf eine 3 stündige Busfahrt, sind wir mit dem Stopp nach nur 10 Minuten etwas vor den Kopf gestossen. „What is happening?“ Frage ich. „We look at the White Temple and eat lunch!“ Sagt Pat, unser Guide aus Laos, freudig. Wir steigen also aus und laufen einmal durch die Hölle und den Himmel um unser Lunch zu erhalten.
Vollgestopft mit Reis, Tofu und Gemüse, schlafe ich die restliche Fahrt bis zur Grenze durch.

Irgendwo zwischen Thailand und Laos sitzen Stephen und ich Chips essend und warten auf den Rest der Gruppe, der das Visum nicht schon im Heimatsland beantragt hat und nun ein Visa on Arrival macht. Zum Glück haben wir uns zuhause wegen den Visas in den Wahnsinn getrieben! 🙂

Nach dem Abendessen neben dem Gästehaus in Laos erfahren wir, dass unser Guide sieben Jahre Novize war und in einem Tempel mit Mönchen lebte.

Nur zwei Mahlzeiten pro Tag und von 12:30 Uhr bis 7:00 Uhr fasten?! Entsetzt denke ich an mein köstliches Kartoffel-Curry zurück.

zweitbestescurrymeineslebens

 

Nun reisen wir zwei Tage mit Pat auf dem Mekong Fluss durch Laos… 🙂

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